Für den Großteil von uns scheint die Gleichberechtigung von Frauen und Männern selbstverständlich. Allerdings ist dies nicht überall der Fall. In vielen Teilen der Welt mangelt es an Gleichberechtigung, auch in Deutschland. Weil im Rahmen einer Unterrichtsreihe zu Heinrichs von Kleists „Marquise von O...“ auch dieses so wichtige Thema diskutiert wurde, haben wir, die Schüler:innen des Q1 Deutsch-Grundkurses von Herrn Heckl und Frau Lopez Heydecke, am 25. April das Frauenmuseum in Bonn besucht. Zunächst erhielten wir durch unsere kundige Museumsführerin einen interessanten Einblick in die diversen feministischen Bewegungen seit dem 19. Jahrhundert: angefangen mit der Forderung nach Bildung für Frauen und Mädchen, über die Wahlrechtsreform sowie die Abtreibungsbewegung der siebziger Jahre bis hin zum heutigen queeren Aktivismus.
Unsere Zeitreise begann in den 1860er Jahren. In dieser Zeit forderten Frauen eine bessere Bildung für Mädchen und Frauen. Damals war es völlig üblich, dass Mädchen vom Schulbesuch ausgeschlossen wurden, da sie, zumindest im Bürgertum, zu Hausfrauen erzogen wurden. Daher bestand aus damaliger Sicht keine Notwendigkeit, Mädchen in Schulen oder Frauen auf Universitäten zu schicken. Erst um die Jahrhundertwende entstanden öffentliche Mädchengymnasien und Frauen wurde es erlaubt, Universitäten zu besuchen. Untermalt wurden die Informationen durch zeitgenössische Postkarten und Fotos, z.B. von den ersten Frauendemonstrationen.
Die nächste große Bewegung war die Wahlrechtsforderung nach dem Ersten Weltkrieg. Das Ende dieses Krieges und der Beginn der Weimarer Republik bedeutete für die Frauen, dass sie 1919 erstmals wählen durften. Die im Museum ausgestellten Wahlplakate zeigten, wie um Frauen als neue Wählerinnengruppe geworben wurde. Allerdings blieb das Frauenwahlrecht nicht lange unbeschadet.
Unter den Nationalsozialisten, die 1933 die noch junge Republik in eine Diktatur umwandelten und dazu freie Wahlen abschafften, wurde das Wahlrecht der Frauen beschnitten, um diese aus der Politik zu drängen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnten Frauen in der Politik wieder aktiv werden. Vier Frauen waren an der Ausarbeitung des Grundgesetzesbeteiligt und verankerten dort 1949 gegen große Widerstände der Männer die Gleichberechtigung in unserer Verfassung.
In den 1970er Jahren demonstrierten Frauen gegen den, im Kaiserreich verabschiedeten, Paragrafen 218. Da Abtreibung verboten war, waren Frauen gezwungen auf illegale Weise mit hohen Risiken abzutreiben. Insbesondere polarisierte der „Stern“ mit seinem Cover „Ich habe abgetrieben“. Rund 68.000 Frauen bekannten sich nach Veröffentlichung ebenfalls zu ihren Abtreibungen.
Die heutige Bewegung beschäftigt sich nicht nur mit der Diskriminierung der Frau, sondern auch mit allen diskriminierten Mitgliedern der queeren Gemeinschaft. Aktuelle Themen wie Gendern, Geschlechterzugehörigkeitund Sexualität stehen besonders im Fokus. Auch hierzu gab es im Frauenmuseum interessante Ausstellungsstücke und Infotafeln.
Nach der Führung durften wir uns weitere Ausstellungen im Frauenmuseum anschauen. Besonders beeindruckend war die Nachstellung der „Schule von Athen“ von Raffael. Die Künstlerin Catarina Chietti ersetzte in ihrem Werk „33 Frauen“ die Philosophen Raffaels durch weibliche Ikonen(siehe Foto). Mithilfe von Marie Curie, Sophie Scholl und Frida Kahlo bis zu Angela Merkel, Malala Yousafzai und Greta Thunberg verdeutlicht Chietti die brillanten Leistungen von Frauen in Politik, Wissenschaft und Kunst.
Die Ausstellung verdeutlicht die Vorbildfunktion einzelner Frauen und die Bedeutsamkeit der feministischen Bewegung bis heute.
Text von Nike Vinkelau (Q1)
Catarina Chietti: 33 Frauen (Foto von Nike Vinkelau)