Exkursion ins römische Köln Januar 2022

Es war bitterkalt, aber sonnig. Unser Führer war ausgestattet wie ein Alpenkletterer, als er uns an dem Januarmorgen durch das Römische Köln führte.

Köln hat Glück gehabt, wie so oft in seiner Geschichte. Eine Römerin, Agrippina die Jüngere, wurde in diesen Mauern geboren, die später den Kaiser Claudius ehelichte. Weil sie aber nicht aus einem kleinen Lehmdorf stammen wollte, wurde Köln zum Oppidum mit Sonderrechten erhoben, das bedeutete: Steuerfreiheit und Bürgerrecht. Ein Geschenk des Himmels, das Köln in wirtschaftliche Blüte und politische Bedeutung katapultierte. Veteranen der römischen Armee siedelten sich mit ihrer ausgezahlten Abfindung bei uns an und brachten die Wirtschaft in Schwung, wie man an dem kostspieligen Grabmal für den Aufsteiger Poblicius im Römisch-Germanischen Museum sehen kann. Er wollte hoch hinaus und hat es weit gebracht.

Die Colonia, unsere römische Kolonie, wurde ein Zentrum für Glasherstellung, das weithin exportieren konnte, aber auch ein politisches Zentrum: die Hauptstadt von Obergermanien, wovon die Fundamente des großangelegten Statthalterpalastes, des Prätorium, heute noch Zeugnis ablegen. Und es konnte sich rühmen, die längste und technisch anspruchsvollste Wasserleitung den Besuchern zu zeigen, die frisches Quellwasser aus der Eifel brachte, in einer 100 km langen Leitung. Dass Köln eine römische Kreation ist, kann man auch an dem schachbrettförmigen Grundriss erkennen, den die Amerikaner später für ihre Städte übernommen haben. Die Schildergasse und die Hohe Straße etwa stoßen rechtwinklig aufeinander.

Am Schluss standen wir vor einem lustigen Denkmal, wo sich eine Familie Schmitz Gedanken gemacht hatte, woher wohl die vielen Schmitzens in Köln kämen. Ihre Lösung: römische Soldaten, die sich mit Germaninnen eingelassen und als römische Nachfahren kleine Schmitzchens gezeugt hatten. Irgendwo auf den sonnigen ehemaligen Rheinwiesen, die heute zum Martinsviertel gehören.

Die Römer in Köln sind überall!

Aber auch zu Karneval wird unsere Stadtpatronin Agrippina sichtbar, in der Jungfrau des Dreigestirns. Wenn das nur jeder wüsste!

EF Kurs Latein / Heinke Stulz

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