Romantisch bis fulminant - Dvorák, Bartók, Mahler

Das letzte Abo-Konzert des WDR in der Spielzeit 2022/2023 besuchten am Freitag, den 16.06.2023, Schüler:innen und Ehemalige des Freiherrs zusammen mit Herrn Pytlik und Herrn Müllenmeister.

Dass es an diesem Abend musikalisch hoch-romantisch zuging, versprachen bereits die drei Stücke, die vom WDR-Sinfonieorchester unter der Leitung des Chefdirigenten Cristian Macelaru und dem Violinvirtuosen Ranaud Capucon interpretiert wurden. In der Konzerteinführung wurde darauf hingewiesen, dass Dvoráks, Bartóks und Mahlers Werke als "Liebeswidmungen" komponiert wurden: Das Bestreben der drei Komponisten, mittels ihrer Musik die Liebe zu einer Frau auszudrücken und diese für sich zu gewinnen, war letztlich jedoch vergebens. Und so war in der Musik des heutigen Konzertabends neben romantischem Übermut und Hoffnung doch stets Melancholie und Zweifel zu vernehmen - ganz im Sinne des romantischen Klangideals.

Der Solist Renaud Capucon präsentierte mit Dvoráks "Romanze in f-Moll für Violine und Orchester, op. 11" - eines der Frühwerke des tschechischen Komponisten - warme und zarte Töne auf seiner Geige. Besonders lyrisch wirkte das Hauptthema dieser Romanze, welches der Komponist wenig später in seinem großen Violinkonzert nochmals aufgriff. Andere Klänge und vor allem Rhythmen konnten bei dem zweisätzigen Violinkonzert Bartóks vernommen werden: Der 26-jährige ungarische Komponist Béla Bartók schrieb dieses Konzert zu Beginn des 20. Jhds. für die junge Geigerin Stefi Geyer, in die er sich Hals über Kopf verliebte. Doch trotz des in der Bartók-Forschung deklarierten "Stefi-Motivs", einer Liebes-Chiffre, die sich durch das gesamte Violinkonzert zieht, blieb diese Liebe zum Komponisten unerwidert. Tänzerisch ungarisch gab Capucon zusammen mit dem Konzertmeister des WDR-Sinfonieorchesters als Zugabe ein Duett von Bartók zum Besten bevor es dann in die Pause ging.

Im zweiten Teil des Abends stand Gustav Mahlers 1. Sinfonie auf dem Programm: Diese verdankt ihre Existenz der Liebe - und das gleich in doppelter Hinsicht: Einerseits verfasste der junge Gustav Mahler die Texte und Musik seiner "Lieder eines fahrenden Gesellen" als Liebesbekundung für die Sängerin Johanna Richter; andererseits geriet der Komponist in einen emotionalen Ausnahmezustand und stürzte sich in Liebeseifer an seine erste Sinfonie - veranlasst durch eine Affäre zu Marion von Weber, die er später in Leipzig kennenlernte. In diesem in nur sechs Wochen fertiggestellten Orchesterwerk verewigt Mahler zudem Zitate aus seinen früheren Liedern. Dass es sich bei dieser ursprünglichen "Tondichtung in Symphonieform", so der Komponist, um eine monumentale Sinfonie handelt, welche treffend den Beinamen "Titan" trägt, wird insbesondere durch den fulminanten letzten Satz deutlich: Stürmisch bewegt und triumphal erklingen im Finale die Hörner, die sich in der Schlusscoda von ihren Plätzen erheben und das Ende der Sinfonie stehend musizieren. Zurecht gehört der letzte Satz dieser ersten Sinfonie zu einem der beeindruckendsten Orchesterschlüssen in der gesamten Orchesterliteratur.

So fulminant wie Mahlers erste Sinfonie endet also auch die diesjährige Spielzeit des WDR-Sinfonieorchesters, deren Abschluss die Schüler:innen des Freiherrs gebannt miterleben durften. Auf weitere beeindruckende Sinfonik und Orchestermusik, Spitzensolist:innen, Big Band-Sounds und Chorabende freuen sich unsere Schüler:innen und Ehemalige schon in der nächsten Saison, wenn es wieder heißt: "Freiherr goes Concert!" in die Kölner Philharmonie.

 

Benjamin Müllenmeister

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