Exkursion: der Nationalsozialismus in Köln

Bitterkalt war es, aber es regnete wenigstens nicht an diesem Februartag. Zwei Stunden führte uns die Expertin durch das nationalsozialistische Köln, das sie vor unseren Augen wiederauferstehen ließ. Da sahen wir die Edelweißpiraten, die von Jugendlichen, die sich nicht vereinnahmen lassen wollten, zu Widerständlern wurden, gezwungen vom Naziregime. Denn wer auf der Straße zur der Zeit aufgegriffen wurde, wenn die Hitlerjugend tagte, musste sich verantworten. Eine neutrale Position wurde nicht geduldet, entweder man macht mit oder man war ein Gegner. So wurden viele Jugendliche zu Gegnern, die eigentlich ganz unpolitisch waren.

Der Philosophiekurs Q2, der sich in der Schule durch die Reihe der historischen Staatstheorien gearbeitet hatte, erlebte hier eine Ideologie hautnah. Man konnte sich ihr nicht entziehen, denn es gab keine Abhilfe, das System war totalitär. Wie sehr es in den Alltag eingreifen und das Leben in einen Horrortrip verwandeln konnte, erlebten wir am Denkmal für die Homosexuellen am Rhein.  Aber auch Epileptiker, Depressive und Arbeitslose wurden als unwertes Leben angesehen und konnten nach Deutz gebracht werden, um in den Osten in ein Vernichtungslager transportiert zu werden. Gegen Ende des Krieges wurde der Terror noch schlimmer, da das Regime sich vom Untergang bedroht sah und zu letzten Abschreckungsmaßnahmen griff. Sondergerichte, Hinrichtungen, willkürliche Verhaftungen waren an der Tagesordnung. Wie Hannah Arendt sagte: das Regime hielt sich, solange es noch von genügend Menschen gestützt wurde. Der Macht beraubt, die die Soldaten und Bürger ihm verliehen hatten, und die totale militärische Niederlag vor Augen, fiel das Regime zusammen, trotz der perfiden Kontrollmechanismen.

Am Ende stehen wir unter dem einzigen Denkmal für die Deserteure des Naziregimes in Deutschland, ein endlos langer Satz über unseren Köpfen. Um ihn zu lesen, müssen wir den Kopf in den Nacken legen und vor der Wolkendecke entziffern: Hommage den Soldaten, die sich weigerten zu schießen…

Dr. Heinke Stulz/ Philosophiekurs Q2

Zum Seitenanfang